Contemporary Past – Die Gegenwart der Vergangenheit – Filmscreening mit anschließender Diskussion
Wir möchten Sie herzlich zu unserem Filmscreening am 14.März um 19:00 Uhr einladen.
Klicken Sie dafür auf diesen Link: Zugang zum Filmscreening.
Die Bewahrung der Erinnerung an den Holocaust steht derzeit vor vielen Herausforderungen. Während
die letzten Überlebenden des Holocaust von uns gehen, erleben Antisemitismus, Antiziganismus und
gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in vielen europäischen Ländern ein Wiederaufleben.
Zukünftige Generationen werden sich mit der Frage auseinandersetzen müssen, wie die beispiellose
Geschichte und das Erbe der Shoah und des Holocaust der Sinti und Roma für zukünftige Generationen
erhalten und für alle Zeiten in Erinnerung bewahrt werden kann.
Im ehemaligen deutschen Konzentrationslager Buchenwald treffen sich mehrere Schülerinnen und
Schüler aus Rumänien, Polen und Deutschland, um die Geschichte des Holocaust der Sinti und Roma
zu erforschen. Was wissen sie über die jahrhundertelange Diskriminierung von Sinti und Roma in ihren
Heimatländern? Haben Minderheiten einen Platz in ihren nationalen Erinnerungs- und Gedenkkulturen,
oder werden sie als „das Andere“ oder überhaupt nicht anerkannt? Wie kann die Erinnerung an die
nationalsozialistische Verfolgung und ihre Opfer erhalten bleiben, wenn die letzten Überlebenden nicht
mehr Zeugnis ablegen können?
Wie sollte ein oft unkonstituiertes Trauma in ein nachhaltiges
Gedächtnis transformiert werden?
Welchen Beitrag können die Überlebenden und ihre Nachkommen
durch aktive Zeugenschaft in einer Bürgerrechtsbewegung leisten und als politische Subjekte in der
Erinnerungsarbeit anerkannt werden?
Der Film begleitet eine Gruppe junger Menschen während der
Auseinandersetzung mit dem Holocaust der Sinti und Roma und präsentiert ihre Erfahrungen, indem
u.a. Videos der Jugendlichen in die Dokumentation integriert werden.
„Contemporary Past“ ist ein persönlicher dokumentarischer Essay von Kamil Majchrzak, der
Nachkomme eines polnischen Überlebenden der deutschen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau,
Buchenwald und Bergen-Belsen ist. In dem Essay untersucht er die Beziehung zwischen der
Vergangenheit und der Gegenwart und die Bedingungen der Weitergabe von Erinnerungen.
Der Film verwendet kein Archivmaterial und rekonstruiert die Vergangenheit mit der Leere der wenigen
erhaltenen Spuren des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Die Vergangenheit wird auch
durch Zeugnisse von Überlebenden, die Auseinandersetzung mit archäologischen Objekten und
Zeugnissen von Angehörigen der Sinti, Erinnerungen ehemaliger KZ-Häftlinge an mitinhaftierte Roma
sowie Aussagen marginalisierten Roma-Geflüchteter rekonstruiert.
Der Film wirft einen Blick auf die Bedeutung archäologischer Überreste für die Erhaltung der
Erinnerung und stellt diese Gegenständen des täglichen Gebrauchs gegenüber. Dabei wirft er die Frage
auf wie Erinnerung als Akt der Zeugenschaft in der Gegenwart in Bezug gesetzt werden könnte. Welche
Rolle spielt dabei die Pflege und aktive Neugestaltung einer Landschaft der Erinnerung? Der Film
verweist auf die Bedingungen einer ethischen Archäologie der Vergangenheit, in der zeitgenössisches
Gedenken die Art und Weise offenbart, wie wir uns selbst und unsere Gesellschaft betrachten. Dabei
fragt er nach dem Zustand des zeitgenössischen Gedenkens, in dem die Werte von Würde, Respekt und
Gleichheit nicht vollständig verwirklicht wurden. Durch Bezugnahme auf marginalisierte Perspektiven
der Erinnerung versucht der Film das Wissen über die Vergangenheit über bloß textuelles historisches
Erinnern hinaus zu erweitern.
Wir werden den Film gemeinsam online anschauen und nach dem Film mit dem Regisseur Kamil Majchrzak diskutieren.